Wofür werde ich als Fotograf eigentlich bezahlt
Wofür werde ich als Fotograf eigentlich bezahlt?
Gestern Abend war ich auf einer Gartenparty. Ein entspannter Sommerabend, gutes Essen, schöne Gespräche. Einer der Gäste erzählte mir begeistert von einer Feier, auf der er kürzlich war. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm: die DJane. Sie hat den ganzen Saal zum Kochen gebracht.
Das hat bei mir etwas ausgelöst.
Denn es gibt DJs – und es gibt DJs.
Die einen spielen ihr Set runter, unabhängig davon, was im Raum geschieht. Sie legen auf, drücken Knöpfe, erfüllen ihren Job. Für 300, vielleicht 400 Euro am Abend.
Und dann gibt es die anderen. Die, die spüren.
Die hören hin, fühlen rein.
Die auf ihr Publikum reagieren, mitgehen, mit gestalten, die Atmosphäre verändern.
Und dafür werden sie – zu Recht – auch mal mit 2.000 Euro oder mehr bezahlt.
Was hat das mit Fotografie zu tun?
Sehr viel.
Denn auch in der Fotografie gibt es diese beiden Ansätze.
Da sind Fotograf:innen, die heben die Kamera, drücken ab und liefern das ab, was technisch richtig ist. Gut genug. Nett. Ordentlich.
Und dann gibt es diejenigen, die mehr tun.
Die Menschen wirklich sehen.
Die sich auf die Energie einlassen, spüren, was da ist – und was sich zeigen will.
Die eine Verbindung herstellen. Raum schaffen. Vertrauen aufbauen.
Und dann – mit Feingefühl, Erfahrung und echtem Interesse – Bilder erschaffen, die berühren. Weil sie den Menschen zeigen, wie er ist. Oder besser gesagt: wie ich ihn sehe, in all seiner Stärke, Würde und Schönheit.
Ich werde nicht dafür bezahlt, auf den Auslöser zu drücken.
Ich werde dafür bezahlt, Menschen zu erkennen.
Zu fühlen, was da ist.
Hinzugucken – und sichtbar zu machen, was sie vielleicht selbst nicht mehr sehen.
Und ja, die Kamera zu beherrschen, mit Licht umgehen zu können, Komposition zu verstehen – das ist das Fundament. Die Pflicht.
Aber meine Kunst beginnt dort, wo Technik endet.
Wenn ich mit einem Mann durch eine unbekannte Stadt laufe, mit ihm Orte entdecke, die zu seiner Präsenz passen, Licht finde, das seine Energie verstärkt – dann entsteht ein Bild, das nicht nur zeigt, wie jemand aussieht, sondern wer er ist.
Das ist der Unterschied.
Das ist der Mehrwert.
Und genau dafür werde ich bezahlt.
Für echte Begegnung.
Für tiefes Sehen.
Für Bilder, die bleiben.


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